Die meisten Menschen sind der Meinung, dass die Promotion die Leistung einer einzelnen Person ist. Grundsätzlich ist das zwar richtig, den Titel bekommt am Ende ein bestimmte Person. Dennoch sind bei einer Promotion immer viele unterschiedliche Menschen daran beteiligt. Und diese haben alle eine andere Meinung und Haltung zur Promotion und haben vor allem unterschiedliche Interesse an deiner Promotion. Und genau deshalb ist es wichtig, diese Stakeholder zu kennen und zu wissen, wie du diese unterschiedlichen Meinungen managen kannst.
Die Stakeholder lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Die Profiteure, die Helfenden und die Benachteiligten. Wobei die Zuordnung nicht immer ganz eindeutig ist. Die Zuordnung in die Gruppen ist dabei wichtig, die Motivation und den Sozialen Kontakt zu diesen Personen benennen zu können. Wie sagt man so schön? Wenn du es benennen kannst, dann fällt einem der Umgang damit leichter.
Die Profiteure
Als Profiteure bezeichne ich die Menschen, die mittelbar oder unmittelbar von deiner Dissertation profitieren. Die wichtigste Person hier ist die Professorin oder der Professor. Nicht umsonst wird der sehr starke Begriff des Doktorvater oder Doktormutter genutzt. Zu ihren Aufgaben gehört es, Promotionen an ihren Instituten abzuhalten. Sie sind auf die Anwesenheit von Doktoranden in den Instituten angewiesen, ohne die das Institut seine Aufgaben nicht erfüllen kann. Gleichzeitig geht mit einer abgeschlossenen Promotion auch eine Reputation in der Community einher. Dissertationen sind oft das wissenschaftliche Aushängeschild für ein Institut.
Und gleichzeitig sind die Professorinnen und Professoren auch Erstprüfende für die Dissertation und sie tragen damit eine Verantwortung für die Qualität der Arbeit. Somit ergibt sich für dich eine sehr ambivalente Beziehung. Zum einen gibt es ein Interesse dich bei der Erstellung zu unterstützen und gleichzeitig stehst du auch, und das wird oftmals beklagt, in einem Abhängigkeitsverhältnis. Wie stark jeder einzelne diese unterschiedlichen Rollen ausfüllt, hängt sehr vom Verständnis ab. Als Promovierende müssen wir uns darüber nur im Klaren sein und wissen, dass unser Doktorvater oder unserer Doktormutter immer auch ein persönliche und berechtigte Agenda hat, mit der wir lernen müssen umzugehen.
Weitere Profiteure sind andere Wissenschaftlicher, die mit unserer Arbeit in Kontakt kommen. Sie können von deiner geleisteten Arbeit profitieren und können deine Erkenntnisse nutzen, um wiederum ihre eigenen wissenschaftliche Arbeit weiterzuführen. So funktioniert Wissenschaft. Teilen von Wissen, um diese zu neuem Wissen zu kombinieren oder weiterzuentwickeln. Diese Wissenschaftler solltest du für deine Dissertation als “Kunden” im Hinterkopf haben. Schreibe deine Arbeit so, dass diese Kunden später den maximalen Nutzen haben.
Und als letzten Stakeholder möchte ich Entwickler in der Industrie nennen. Nicht selten werden Dissertationen von Menschen und er Industrie gelesen und als Basis für neuentwickelte Produkte oder Services genutzt. Für die machst du Grundlagenforschung, entwickelst den Proof-of-concept oder bist Ideengeber für Innovationen. Auch diese “Kundengruppe” solltest du bei deiner Arbeit berücksichtigen.
Die Helfenden
Zu den Helfenden zählen die Personen, die dich fachlich unterstützen, aber keine persönlichen Vorteile von deiner Arbeit direkt haben. Hier sind in erster Linie die Kolleginnen und Kollegen am Institut zu nennen. Sie sitzen im komplett gleichen Boot, verstehen deine Probleme und können dir fachlich und handwerklich helfen.
Der fachliche Austausch mit ihnen hilft dir eine hohe wissenschaftliche Qualität zu erreichen. Denn klar, in deinem speziellen Fall bist du Experte für das Thema. Aber das Institut arbeitet auf diesem Themengebiet und so haben die Kolleginnen und Kollegen das gleiche Grundlagenwissen und können deine Ergebnisse bewerten oder dir in Sackgassen weiterhelfen. Diese Stakeholder sind wichtig, um dich durch diese herausfordernde Zeit zu begleiten. Aber dieser Support ist keine Einbahnstraße. Deswegen auch der Begriff Stakeholder. Sie sitzen ja im gleichen Boot und sind auch in Sackgassen oder brauchen mal Support. Es ist also wichtig, dass du nicht nur nimmst, sondern auch gibst. Nur dann funktioniert dieses Konzept.
Der Support kann auch nicht nur durch die eigenen Institutskollegen kommen und muss auch nicht unstrukturiert sein. Der Tipp ist vielmehr, sich systematisch gegenseitig zu unterstützen. In Form von Promotionsgruppen oder Masterminds könnt ihr euch gegenseitig supporten.
Die Benachteiligten
Dieser Gruppentitel klingt bewusst sehr hart. Denn, das muss dir auch klar sein, bei deiner Promotion gibt es Menschen, die erstmal nichts davon haben, dass du promovierst. Die aber trotzdem davon betroffen sind und meistens nicht positiv.
Wer eine Promotion macht, der hat sich bewusst dafür entschieden noch etwas weiter in der persönlichen Ausbildung zu gehen. Diese Extrameile ist kein Spaziergang, den man mal eben zwischendurch macht. Es ist eine längere Zeit in der man vermutlich mehr auch seine Freizeit opfert.
Wer einen Partner oder eine Partnerin hat, muss dies am besten vor dem Beginn der Promotion kommunizieren. Die Unterstützung von zuhause ist bei der Promotion unglaublich wichtig. Oftmals ist es nämlich so, dass man nach der Arbeitszeit, die eben auch nicht immer nur 40h beträgt, auch noch an seiner Dissertation weiterarbeitet. Es gibt manchmal keine klare Trennung zwischen Dissertation oder Projektarbeit. Also bleibe ich heute länger im Institut, um an meiner Diss zu schreiben oder um Projektergebnisse auszuwerten? Beides ist richtig, aber wie kommuniziere ich das meinem Partner? Zusätzlich fällt leider auch am Wochenende eine Entscheidung für den Schreibtisch und gegen den Ausflug. Auch das muss für alle beteiligten klar sein. Wer sich hier in einem ständigen persönlichen Konflikt befindet, dem fällt dass arbeiten an der Dissertation noch schwerer. Denn eins ist doch klar, jeder würde am Wochenende gerne am See liegen und nicht im Institut hocken. Muss ich dann auch noch immer mit dem Partner diskutieren, ist die eigene Motivation noch geringer.
Als letzte Gruppe müssen auch Familie und Freunde betrachtet werden. Auch sie müssen sich im klaren sein, dass du im Zweifelsfall eher mit dem Kopf beim Schreiben bist. Du entscheidest dich gegen das Bier in der Kneipe mit deinen alten Kommilitonen, sondern sitzt am Schreibtisch. Hier gibt es die Menschen, die dich dabei unterstützen und die, die dafür kein Verständnis haben. Mit letzteren wird der Kontakt über die Zeit vermutlich einschlafen. Ist es dir das wert? Ich glaube nicht, dass es schlimm ist. Wir treffen alle persönliche Entscheidungen für uns und verlieren dabei bisheriger Wegbegleiter. Dafür gewinnen wir natürlich auch neue dazu, wie zum Beispiel die Kollegen.
Jetzt liegt es an dir
Wie du siehst, gibt es für deine Promotion wirklich ein paar weitere Menschen, die davon beeinflusst sind und die deine Promotion selbst beeinflussen. Gerade durch die letzte Gruppe wird hoffentlich klar, dass eine Promotion in der Zeit nicht für alle Menschen in deinem Umfeld positiv ist. Was absolut in Ordnung ist. Du musst dir über deine Motivation im klaren sein. Und wenn du die klar hast, dann werden die wichtigen Menschen dich dabei unterstützen.
Bei den ersten beiden Gruppen geht es vor allem um den Umgang mit ihnen. Es ist hoffentlich klar geworden, dass es eben eine ganze Menge Menschen gibt, die unterschiedliche Vorteile aus deiner Promotion herausziehen. Die wollen ihre Output natürlich optimieren. Wenn du diesen aber kennst, dann kannst du bewusst dafür arbeiten. So kannst du dir das Leben etwa erleichtern.
Sponsoren:
Wir möchten uns bei unseren Partnerunternehmen für die Unterstützung von
Produktionstalente bedanken. Unter anderem bei
Alle Partner und Sponsoren findest du hier.
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Hinweis: Da unser Angebot exklusiv für wissenschaftliche Mitarbeitende der Produktionstechnik ist, überprüfen wir anhand des Eingaben deine Institutszugehörigkeit. Dies kann ein bis zwei Tage dauern. Danach senden wir dir die gewünschte Datei direkt per Mail zu.
Autor: Oliver Maiß
Hallo, mein Name ist Oliver und ich bin Gründer und Initiator von Produktionstalente. Ich habe selbst 6 Jahre am IFW in Hannover promoviert und kenne daher viele Herausforderungen vor, während und nach der Promotion. Ich schaffe gerne Möglichkeiten, um Menschen miteinander zu vernetzen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir aus jeder Begegnung etwas wertvolles für uns mitnehmen können. Und vielleicht konntest du ja jetzt auch schon etwas von mir mitnehmen.