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Leonie Pauline Pletzer-Zelgert

Die Promotion ist eine Kombination aus Kreativität, Sorgfalt und Neugierde, die Spaß macht

Leonie Pauline Petzer-Zelgert promoviert am Lehrstuhl Digital Additive Production an der RWTH Aachen. Dabei beschäftigt sie sich heute mit absoluten Zukunftsthemen für die Produktionstechnik und erforscht die Einflüsse der Bauteilorientierung in der Baukammer beim “Metalldruck”. Im Gespräch mit Produktionstalente haben wir gemeinsam über ihr Forschungsthema, die Promotion und ihre Zukunftsaussichten gesprochen.

Pauline Petzer-Zelgert Produktionstalent DAP Aachen

Moin Pauline, wie geht es dir? Vielen Dank, dass wir dich heute mal etwas näher Kennenlernen dürfen und ein paar Hintergründe zu einer weiteren Promovierenden aus dem Netzwerk erfahren dürfen. Stell dich doch vielleicht erstmal kurz vor. Wer bist du? Was machst du? Wo und zu was promovierst du gerade? 

Hi Oliver, danke für das Gespräch und der Möglichkeit mich hier vorzustellen. Mir geht es soweit gut, danke! Ich stelle mich gerne kurz vor: Ich bin Pauline Pletzer-Zelgert, 27 Jahre alt, und habe Materialwissenschaften an der RWTH Aachen Universität studiert. Seit 2,5 Jahren arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am RWTH Aachen Lehrstuhl Digital Additive Production (DAP), wo ich auch promoviere.

Wie der Name des Lehrstuhls bereits verrät, liegt der Fokus auf der noch relativ neuen Fertigungstechnologie nämlich der Additiven Fertigung, auch bekannt als 3D-Druck. In meinem Forschungsbereich konzentriere ich mich speziell auf das metallische Fertigungsverfahren namens Powder Bed Fusion of Metals using a Laser Beam. Hierbei wird Metallpulver schichtweise mithilfe eines Laserstrahls aufgeschmolzen, um additiv geometrisch komplexe Bauteile zu erzeugen.

Eine Herausforderung in diesem Prozess besteht darin, die optimale Ausrichtung des Bauteils in der Baukammer zu finden. Das bedeutet, dass das Bauteil in einer bestimmten Orientierung gedruckt werden muss, um qualitative Einbußen zu vermeiden und gleichzeitig die Fertigungszeit nicht unnötig zu erhöhen. Diese Thematik bildet den wesentlichen Kern meiner Doktorarbeit.

Lass uns doch direkt mit der wichtigsten Frage anfangen. Warum willst du promovieren? 

Die Motivation, eine Promotion anzustreben, beruht bei mir auf verschiedenen Aspekten. Besonders begeistert mich das wissenschaftliche Arbeiten an sich, das natürlich mit einer Promotion einhergeht. Der erworbene Titel ist für mich eher eine nette Zugabe. Ich schätze es sehr, mich intensiv mit einer Thematik auseinandersetzen zu können und dabei die Freiheit zu haben, die Methodik zur Beantwortung der zugrundeliegenden Forschungsfragen nach selbst zu gestalten. Die Kombination aus Kreativität, Sorgfalt und Neugierde, die dabei eingebracht wird, macht mir besonders Spaß. Ebenso reizvoll finde ich die Vielfalt an Aufgaben, insbesondere in den Projekten, an denen ich arbeite. Jedes Projekt stellt neue Anforderungen an mich, und ich genieße es, mich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren. Das Leiten von Projekten und die damit verbundene Herausforderung der Projektkoordination bereiten mir dabei nicht nur besonders große Freude, sondern liegen mir auch.

Pauline Petzer-Zelgert Produktionstalent DAP Aachen

Leonie Pauline Pletzer-Zelgert, M. Sc.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am RWTH Lehrstuhl: Digital Additive Production in Aachen

Berufliche Laufbahn:

  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin am RWTH Lehrstuhl: Digital Additive Production
  • Wissenschaftliche Hilfskraft am RWTH Lehrstuhl: Compound Semiconductor Technology
Pauline Petzer-Zelgert Produktionstalent DAP Aachen

Ausbildung:

  • Studium: Materialwissenschaften (B.Sc und M.Sc) an der RWTH Aachen

Wie bist du denn zu deinem Thema gekommen? War das eher Zufall oder hast du explizit danach gesucht? 

Das erste Mal in Kontakt gekommen bin ich während meiner Masterarbeit mit dem Thema. Schon seit einiger Zeit faszinierte mich das Thema der additiven Fertigung, und gleichzeitig wollte ich meine Fähigkeiten in der Programmierung weiter vertiefen. Da am DAP viele digitale Themen im Bereich der additiven Fertigung behandelt werden, wie zum Beispiel die Herausforderungen in der Datenaufbereitung für die Fertigung, erkannte ich darin eine gute Möglichkeit, meine Kenntnisse sowohl in der additiven Fertigung als auch in der Programmierung zu vertiefen.
Während meiner Masterarbeit stellte ich dann fest, dass das Thema der automatischen Ausrichtung von Bauteilen in der Baukammer noch weitreichendere Auswirkungen auf den Prozess hat, als ich zunächst dachte. Die Berücksichtigung der Ausrichtung beginnt bereits im Produktdesign und wirkt sich direkt auf die Prozessstabilität und die Fertigungszeit aus, was wiederum direkte Auswirkungen auf die Herstellungskosten des Bauteils hat. Dieser Zusammenhang faszinierte mich damals dermaßen, dass ich beschloss, meine Promotion diesem Thema zu widmen.

Was würdest du denn für dich sagen, wann deine Promotion erfolgreich war? Woran würdest du das festmachen? Dahinter steht für mich ein bisschen die Frage, was dich antreibt. 

Meine Hauptmotivation liegt in erster Linie im fachlichen Austausch am Lehrstuhl und dem eigenen Wissensgewinn in einer bestimmten Thematik. Wenn ich am Ende sagen kann, dass ich einen kleinen Aspekt der additiven Fertigung besser beleuchten konnte als es bislang andere getan haben, sodass das Verständnis über die Technologie steigt und ich einen wissenschaftlichen Mehrwert geleistet habe bin ich schonmal sehr zufrieden. Aber neben der fachlichen Motivation liegt natürlich auch ein Stück weit für mich die Motivation darin, die Herausforderung Arbeit, Dissertation und Privatleben ausgeglichen unter einen Hut zu bringen. Das heißt für mich auch meinen persönlichen Ausgleich in meinem Privatleben zu finden und meine Interessen und Hobbies wie beispielsweise bei mir der klassische Gesang weiterhin zu pflegen. Gerade weil eine Promotion eine intensive Fokussierung auf ein bestimmtes Thema erfordert, ist es mir wichtig, nicht blind für andere Themen zu werden. Das ist mir auch für mein Wohlbefinden wichtig und hilft mir dabei meine Motivation zu bewahren. Wenn mir das gelingt, würde ich meine Promotion als erfolgreich bezeichnen.

Pauline Petzer-Zelgert Produktionstalent DAP Aachen
Versuche an modernen Werkzeugmaschinen eigenständig durchführen? Für Steffen ist das Alltag. 

Wenn du bis jetzt auf deine Promotionszeit zurück blickst, was fällt dir dabei am schwersten? Eine Promotion ist ja nicht immer ein Ponyhof. Wie gehst du damit um? 

Die Promotionszeit ist natürlich auch eine anspruchsvolle Phase. Zum einen ist es nicht immer einfach, einen angemessenen Ausgleich zu finden, insbesondere während stressiger Phasen. Die Balance zwischen Arbeit und persönliche Zeit zu wahren, erfordert ständige Aufmerksamkeit und bewusste Anstrengungen.
Ein weiterer herausfordernder Aspekt war vor allem zu Beginn noch mein eigener hoher Anspruch an meine Arbeit. Insbesondere in Forschungsprojekten, wo es schwieriger ist, den Ausgang des Projektes zu Beginn abzuschätzen, stellt es eine fortlaufende Herausforderung dar, realistische Ziele zu setzen und flexibel auf Projektänderungen reagieren zu können. Dies erforderten besonders zu Beginn eine häufige Reflexion und Anpassung meiner Arbeitsweise.
Zusätzlich ist es bei Produktionstechnik-Lehrstühlen oft üblich, dass auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Akquise von Projekten und der Verwaltung verschiedener Aufgaben beteiligt werden, was ebenfalls viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen kann, neben der eigenen Forschungsarbeit. Dennoch bietet diese Erfahrung auch die Möglichkeit, wertvolle Einblicke in die Industrie zu gewinnen und Kontakte zu knüpfen.


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Ich spreche immer davon, dass man durch die Promotion einen Blumenstrauß an Fähigkeiten bekommt, den Werkzeugkasten. Was war das wichtigste, was du bisher gelernt hast? 

Ich glaube, dass was ich vor allem zu Beginn der Promotion gelernt habe, ist die Abschätzung, wie viel Aufwand die Lösung eines Problems erfordert. Meistens kann man Ziele unterschiedlich erreichen. Ich finde es superwichtig zu unterscheiden welche Aspekten Genauigkeit erfordern und bei welchen man Arbeit einsparen kann. Zu Beginn hatte ich oft einen zu hohen Anspruch an meiner Arbeit und habe festgestellt, dass Perfektion oft gar nicht notwendig ist, sondern man Dinge ausprobieren muss und immer noch nachjustieren kann. Seitdem ich das geändert habe, schaffe ich definitiv mehr. Was ich auch inzwischen auch gut kann, ist es die Ausführung von Tätigkeiten so zu gestalten, dass ich oft gleichzeitig zwei oder drei Aufgaben erfülle.  

Fachlich beschäftigst du dich ja mit einem ziemlich stark wachsenden Zukunftsthema. Die additive Fertigung revolutioniert gerade die klassische Fertigung in so vielen Bereichen. Was begeistert dich daran so sehr? 

Es ist interessant zu beobachten, wie eine relativ neue Technologie allmählich ihren Platz im Markt findet. Seit ich mich mit der additiven Fertigung beschäftige, habe ich deutlich gespürt, wie der Hype um diese Technologie zu Beginn stark war und nun langsam abflacht. Die additive Fertigung hat in den letzten Jahren in Bezug auf ihre Prozesse erhebliche Fortschritte gemacht. Doch es fehlt immer noch das Wissen darüber, für welche Anwendungen sie letztendlich sinnvoll und wirtschaftlich rentabel eingesetzt werden kann. Dadurch wird die Technologie in eine Zeit gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen eingebettet, in der der dringend benötigte technologische Wandel direkte Auswirkungen auf globale Ziele haben kann. Diese Dynamik mitzuerleben, finde ich äußerst spannend.

Möchtest du dann später auch in dem Bereich tätig sein? Oder gehörst du zu denjenigen, die nach der Promotion möglichst nichts mehr mit ihrem Thema zutun haben wollen? 

Ich denke, ich sehe mich dazwischen.  Das Thema Additive Fertigung wird für mich immer spannend bleiben und ich werde mich auch mit der Thematik weiterhin beschäftigen. Ebenso reizt es mich auch in neue Themen einzutauchen. Wichtig für mich ist vor allem die neue Rolle, die auf mich zukommt und welche Verantwortungsbereiche zu mir gut passen und welche nicht. Tatsächlich sehe ich mich jedoch zukünftig nicht an eine Technologie/Thema gebunden.

Ok verstehe, das höre ich tatsächlich öfter. Für mich persönlich finde ich es total motivierend, dass ich eigentlich auf meinem Diss-Thema weiterarbeiten kann. Dieses Expertenwissen immer größer werden zu lassen inspiriert mich. 
Unabhängig von deinem späteren Tätigkeitsfeld, was würdest du dir denn für einen ersten Arbeitgeber wünschen? Was sollte das Unternehmen dir bieten? Worauf legst du besonders wert? 

Wichtig ist es mir ein Arbeitsumfeld zu erleben in dem ich einen gewissen Gestaltungsspielraum haben, der es mir ermöglicht, meine Ideen einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Was mir auch wichtig ist, dass mein zukünftiger Arbeitgeber eine moderne Unternehmenskultur lebt, die auf Vielfalt und Inklusion basiert. Ich bevorzuge die Arbeit in diversen Teams, da meiner Erfahrung nach nicht nur die Wertschätzung für unterschiedliche perspektiven und Ideen größer ist, sondern auch die fachlichen Ergebnisse. Dies schließt nicht nur die Teammitglieder, sondern auch die Führungsebenen mit ein. Das wünsche ich mir im Maschinenbau noch an der ein oder anderen Stelle mehr. Ich sehe darin auch ein großes gesellschaftliches Potenzial, da Technologie unser aller Leben mitbestimmt, und daher auch vielfältige Perspektiven im Ingenieurwesen gefragt sind. 

Vielen Dank Pauline, das war ein tolles Gespräch. Ich wünsche dir ganz viel Spaß, Erfolg und Durchhaltevermögen für den Rest deiner Promotion und hoffentlich sehen wir uns bei einem der Meetups demnächst mal wieder. 

Autor: Oliver Maiß

Hallo, mein Name ist Oliver und ich bin Gründer und Initiator von Produktionstalente. Ich habe selbst 6 Jahre am IFW in Hannover promoviert und kenne daher viele Herausforderungen vor, während und nach der Promotion. Ich schaffe gerne Möglichkeiten, um Menschen miteinander zu vernetzen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir aus jeder Begegnung etwas wertvolles für uns mitnehmen können. Und vielleicht konntest du ja jetzt auch schon etwas von mir mitnehmen.

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