Dr. Rebekka Mander erklärt beim Meetup, worauf es dabei ankommt

“Ich komme mit der Dissertation nicht voran, weil man mir einfach keine Zeit dafür lässt.”
“Ich würde ja viel mehr machen, aber ich muss ständig Dinge für das Institut erledigen.”
“Warum mache ich das eigentlich? Interessiert hier ja eh niemanden, ob ich vorankomme.”
Alle Promovierenden haben diese oder ähnliche Sätze schon einmal gesagt oder zumindest gedacht. Davon können wir alle ausgehen. Aber ist es auch war? Stimmt diese sehr persönliche Sichtweise denn auch? Sind andere für den erfolgreichen Abschluss der Promotion verantwortlich? Oder bin ich selbst dafür verantwortlich? Muss ich mich vielleicht einfach besser selbst führen?
Selbstführung – was ist das eigentlich?

Neck und Manz definieren es (2013) so: Selbstführung ist ein Prozess, sich selbst zu beeinflussen, um seine Ziele zu erreichen. So hat es Dr. Rebekka Mander während des After-Work Meetups von Produktionstalente den Teilnehmenden erklärt. Man versucht sich also durch ein strukturiertes Vorgehen (Prozess) selbst zu manipulieren, also in die richtige Richtung zu lenken, um ein selbst gestecktes Ziel zu erreichen. Genau ein solches Vorgehen kann bei der eigenen Promotion eine ziemliche Geheimwaffe sein.
Die Forschungsarbeiten zum Thema Selbstführung sind vielseitig und werden durch empirische Studien unterstützt. Dabei gibt es sogar hinweise darauf, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen Selbstführung und psychischer Gesundheit gibt. Houghton et al. (2012) und Kröll et al. (2017) haben dies beispielsweise beschrieben. So ist Selbstführung eine bewährte Strategie zur Bewältigung von Stress.
Ursprung der Erforschung der Selbstführung wurde bereits 1980 gelegt. Und seit dem kann wissenschaftlich erforscht werden, wie Menschen an sich selbst Situationen und Verhaltensmuster beobachten, und diese dann gezielt anwenden, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
Dabei kann Selbstführung sich aus sehr unterschiedlichen Strategien zusammensetzen, wie beispielsweise Selbsterinnerung, Selbstbeobachtung, Selbstbelohnung oder Selbstbestrafung. Aber auch natürliche Belohnungen, eigene Zielsetzungen oder Überzeugungen können bewährte Strategien sein, um sich selbst zu beeinflussen. Eine der vermutlich erstmal komisch klingenden und nicht wahrgenommenen Strategie sind Selbstgespräche. So sprechen doch wohl die meisten von uns in Gedanken mit uns selbst. Dabei motivieren wir uns oder argumentieren gegen aufkommende Ängste. Einleuchtend ist das sicherlich für alle, die schon einmal einen Marathon gelaufen sind und spätestens ab Kilometer 30 sich selbst motivieren mussten, weiterzulaufen.

Selbstführung nicht passieren lassen, gezielt anwenden!
Am Beispiel des Marathonläufers wird klar, dass wir alle ständig Selbstführung nutzen. Auch wenn nicht jeder einen Marathon gelaufen ist, aber das Gefühl oder die Situation können wir alle auf unser Leben übertragen. Interessant ist es jetzt, wenn diese Art der Selbstführung nicht aus Versehen passiert, sondern gezielt eingesetzt wird. Damit können wir uns nämlich in schwierigen Zeiten motivieren und Fortschritt erzielen, auch wenn wir mal keine Zeit oder keinen persönlichen Antrieb haben.
Rebekka hat im Meetup von drei unterschiedlichen Dimensionen gesprochen:
1. Aufgabenmotivation
Bevor ich eine Arbeitsaufgabe angehe, stelle ich mir vor, wie ich sie erfolgreich durchführe.
2. Verhaltensfokussierte Strategien
Ich arbeite auf spezifische Ziele hin, die ich mir selbst gesetzt habe.
3. Konstruktive Gedankenmuster
In Situationen, in denen ich auf Probleme treffe, versuche ich zu überlegen, inwieweit meine Sicht der Dinge zutreffend ist.

Kanban als Selbstorganisations-Tool
Schaut man sich diese Strategien an, fällt sofort auf, dass jede Aufgabenorganisation eigentliche ein Mittel ist, sich selbst zu führen. Ob es Getting Things Done (GTD), Kanban oder die gute alte To-Do-Liste ist, es geht darum, sich seinen Aufgaben bewusst zu sein und durch einen gezielten Prozess nach und nach abzuarbeiten.
Kanban ist als Lösung ursprünglich aus der Produktionswelt gekommen und ist heute eigentlich aus der modernen Softwareentwicklung nicht mehr wegzudenken. Vermutlich ist es mit all seinen Abwandlungen eines der am meisten genutzte Projektmanagementtool der Welt. Und wenn es für Teams funktioniert, funktioniert es sicherlich auch für einen selbst.
Worum geht es beim Kanban? Kanban kommt ursprünglich aus der Produktionsplanung und wird genutzt, um Prozesse strukturiert zu durchlaufen. Durch das System werden Aufgaben gesteuert. Ein wesentliches Mittel ist das Kanban-Board, auf das Rebekka beim Meetup speziell eingegangen ist. Im Kern geht es darum, seine Aufgaben in verschiedene Phasen einzuteilen und zu jeder Zeit sichtbar und übersichtlich auf dem Kanban-Board zu sehen. Die Phasen können natürlich beliebig kompliziert sein und müssen von jedem selbst definiert werden.
In der einfachsten Form geht es darum, ein Backlog an Aufgaben zu haben. Also eine Liste mit allen Aufgaben, die man für ein Projekt erledigen muss. Dann eine Phase “Doing/in Progress“, mit allen Aufgaben an denen man aktuell gerade arbeitet. Und dann natürlich die wichtigste Phase: “Done“. Auf dem Kanban-Board werden alle Phasen als Spalten dargestellt und jede Aufgabe auf ein Ticket geschrieben. Anschließend wandern die Tickets von Links nach Rechts durch die Phasen durch.
Das Kanban-Board hilft bei der Selbstführung, regelmäßig das eigene Verhalten und die Arbeit zu reflektieren. Dadurch, dass das Kanban-Board die Arbeit sichtbar macht, wird die Reflexion erleichtert. Man vergisst nichts und wird auch von nichts überrascht. Dazu kann man sich fokussieren bewusst für Aufgaben entscheiden. Und vor allem sieht man den eigenen Erfolg. Am Anfang sind Links sehr viele Tickets. Nach und nach leert sich die linke Spalte und die rechte “Done”-Spalte füllt sich. Das ist sehr befriedigend und motiviert ungemein.
Ziel mal wirklich klar definieren
Wir alle kennen es, Ziele müssen SMART sein. Also Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminiert. Dann sind es gute Ziele. Aber im Sinne der Selbstführung, sollte man sich die Ziele noch viel, viel, viel klarer definieren.
Am Beispiel der Promotion kann man das sehr gut zeigen, was genau Rebekka damit meint. Die Promotion ist abgeschlossen, wenn das Buch fertig geschrieben ist, die Arbeit verteidigt ist und die mündliche Prüfung abgeschlossen ist. Das ist einfach. Aber versuch doch mal, dir ganz genau vorzustellen, wie sich das anfühlt? Wie stellst du dir den Moment vor, in dem öffentlich das Ergebnis deiner Promotionsprüfung verkündet wird? Was hast du an? Was wird gesagt? Ist es warm oder eher kalt? Welche Reaktionen zeigen die Gesichter deiner Familie? Wie schmeckt der Sekt? Je genauer du dir diesen Moment vorstellst, desto klarer wird das Zielbild für dich und desto einfacher ist es, dich in schwierigen Zeiten zu motivieren, weil, du dieses gedankliche Bild dann abrufen kannst, worauf du die ganze Zeit hinarbeitest. Es geht darum, das Ziel, das sich kognitiv weit entfernt anfühlt, erfahrbar zu machen.
Es klingt etwas esoterisch, hat aber einen wirklichen Effekt. Es geht eben bei der Selbstführung darum, dich selbst zu beeinflussen.
Prokrastination mit der Promodoro-Technik überwinden
Als letzten Trick hat Rebekka noch von der Pomodoro-Technik berichtet. Diese Methode ist schon fast ein Klassiker der Selbstführung oder Selbstorganisation. Wir alle kennen das Gefühl abgelenkt zu sein und uns immer wieder neu in etwas einzuarbeiten. Und dabei ist das schlimmste heute nicht mal die Ablenkung durch Kolleginnen und Kollegen, sondern durch die eigene Fokussierung.
Durch soziale Medien, Messenger und ständige Newsflashs haben wir unser Gehirn darauf programmiert ständig neuen Input bekommen zu wollen. Wir haben ständig Angst, etwas zu verpassen und wollen den nächsten Like für einen Post direkt mitbekommen. Also schauen wir alle 30 Sekunden auf unser Smartphone.
Die Pomodoro-Technik ist eine Technik, um bewusster und fokussierter mit unserer Zeit umzugehen und es steckt ein ganz einfaches Prinzip dahinter. Wir stellen uns eine Eieruhr oder einen Timer auf z. B. 25 Minuten. Anschließend arbeiten wir konzentriert ohne Unterbrechung, bis der Wecker klingelt. Dann gönnen wir uns 5 Minuten Pause (Wecker stellen!). Das machen wir drei Mal und machen anschließend eine längere Pause. Wer so einmal 90 Minuten konzentriert durchgearbeitet hat, wird merken, wie produktiv eine solche Fokuszeit ist.
Natürlich kann man die Zeit variieren und erstmal mit weniger Anfangen, wenn einem 25 Minuten zu lang sind. 50 Minuten haben sich bei vielen bewährt, weil man den Flow auch nicht zu früh unterbrechen möchte. Das schöne ist, dass wir unser Gehirn auch damit trainieren können. Das heißt, wir sind in der Lage die Fokuszeit auszuweiten und auf 45, 60 oder sogar 90 Minuten am Stück zu verlängern.

Dr. Rebekka Mander ist promovierte Arbeitswissenschaftlerin und hat sich auch während der Promotion mit dem Thema Selbstführung wissenschaftlich beschäftigt. Beim After-Work Meetup von Produktionstalente hat sie ihr wissenschaftliches Wissen mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen während der eigenen Promotion verknüpft. Heute ist sie selbstständig und unterstützt mit ihren Leistungen Organisationen, Arbeitnehmer und Führungskräfte bei der Organisationsentwicklung für die Arbeitswelt 4.0.
Ihr Vortrag hat klar gezeigt, dass Selbstführung einen echten Mehrwert haben kann und insbesondere bei der Bewältigung schwieriger Projekte helfen kann. Dies zeigen viele unterschiedliche wissenschaftliche Studien und Modelle. Es ist also kein Hokuspokus oder esoterischer Kram, sondern echte Wissenschaft, die dabei hilft sich selbst zu Beeinflussen, um seine eigenen Ziele zu erreichen.
Am Beispiel von Kanban hat sie gezeigt, dass man manchmal auch einfach bei den bestehenden Teamführungstools schauen kann und sich selbst organisieren kann. Wendet man das Prinzip auf sich selbst an, kann auch das dazu beitragen effektiver und mit weniger Stress und Frustration ans Ziel zu kommen.
Aber auch andere Techniken, wie das bildliche Vorstellen der Zielerreichung oder das Überwinden von Prokrastination durch eine einfache Eieruhr können der eigenen Promotion einen richtigen Schubs geben und dir helfen dein Buch schneller fertig zu schreiben.
Wer mehr über Rebekka und ihre Arbeit erfahren möchte, sollte unbedingt einmal auf ihrem LinkedIn-Profil vorbeischauen. Dort könnt ihr sehr gut mit ihr in Kontakt treten und mehr über ihre Leistungen erfahren.
Sponsoren:
Wir möchten uns bei unseren Partnerunternehmen für die Unterstützung von
Produktionstalente bedanken. Unter anderem bei





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Hinweis: Da unser Angebot exklusiv für wissenschaftliche Mitarbeitende der Produktionstechnik ist, überprüfen wir anhand des Eingaben deine Institutszugehörigkeit. Dies kann ein bis zwei Tage dauern. Danach senden wir dir die gewünschte Datei direkt per Mail zu.

Autor: Oliver Maiß
Hallo, mein Name ist Oliver und ich bin Gründer und Initiator von Produktionstalente. Ich habe selbst 6 Jahre am IFW in Hannover promoviert und kenne daher viele Herausforderungen vor, während und nach der Promotion. Ich schaffe gerne Möglichkeiten, um Menschen miteinander zu vernetzen, weil ich davon überzeugt bin, dass wir aus jeder Begegnung etwas wertvolles für uns mitnehmen können. Und vielleicht konntest du ja jetzt auch schon etwas von mir mitnehmen.